Flughafen Berlin-Tempelhof

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird das Tempelhofer Feld , das vorher als Naherholungsgebiet und Exerzier- und Paradeplatz genutzt wurde, Schauplatz für einen Pionier der Luftfahrt. Der Amerikaner Orville Wright weilt im August 1909 anlässlich einer mehrwöchigen Flugschau in Berlin. Nach mehreren Versuchen gelingt ihm am 17. September eine Flugzeit von einer Stunde. Mit einer Flughöhe von 172 Metern stellt er einen neuen Weltrekord auf. Noch im gleichen Jahr gründet sich die Deutsche Flugplatz GmbH mit Flugfeldern in Johannisthal und Staaken. Dr. Ing. Leonhard Maria Adler, visionärer Baumagistrat und Verkehrsdezernent der Stadt Berlin, erkennt frühzeitig den Vorteil des weitaus zentraler gelegenen Geländes in Tempelhof. Ein Flughafen auf diesem großen, inmitten der Stadt gelegenen Freiraum! Alle Städte der Welt werden Berlin um diesen Vorteil beneiden. Nach einjährigen Arbeiten wird der Flughafen Tempelhof am 8. Oktober 1923 mit Flugverbindungen nach München und Königsberg endgültig in Betrieb genommen.


Kaiserparade

Tempelhofer Feld

Orville Wright

Eine Holzbaracke dient zunächst zur Abfertigung der Fluggäste, das Passagieraufkommen beläuft sich im ersten Jahr auf 150 Personen bei 100 Starts und Landungen. Man spricht sich für den weiteren Ausbau des Flughfens aus, zu dessen Zweck am 19. Mai 1924 die Berliner Flughafen GmbH gegründet wird. Bis 1927 endstehen auf einer Fläche von 1.500.000 m² fünf große Flugzeughallen mit Werkstätten. Der Verkehr nimmt ständig zu und 1934 steht Tempelhof mit 200.000 Passagieren von Paris, Amsterdam und London an der Spitze des europäischen Flugverkehrs. Die Grenzen der technischen Möglichkeiten sind bald erreicht.

Lufthansapassagiere-1926

Lufthansaschild

Betankung-1926

Volksfest 1927

Eingang-1930

Passagier-Wartebereich

Wartungshalle 1932

Luftaufnahme THF

Zeit des Nationalsozialismus beginnt

Im Dritten Reich sind jedoch die Superlative gefragt und Tempelhof soll der "größte Flughafen des Kontinents" werden.
Die nächste Erweiterung wird von Professor Ernst Sagebiel im Auftrag Hitlers geplant. Die Abfertigungskapazität soll auf sechs Millionen Passagiere gesteigert werden. Die Ausbauarbeiten beginnen 1936 und es entsteht das noch heute größte Gebäude mit einer Länge von 1230 Metern und fast 300.000 m² Geschossfläche auf sechs oberen und 3 Keller-Etagen. Das Gebäude besteht aus einer damals revoutionären Stahlkonstruktion mit einer bodenständigen Fassade aus ockerfarbenen Muschelkalkstein, Mamor und Granit. Der gesamte Flughafen wird auf das Dreißigfache seines tatsächlichen Bedarfs ausgelegt und stellt hinsichtlich der Erschließung und inneren Organisation die großzügichste und modernste Anlage seiner Zeit in Europa dar. Sagebiel trennt Besucher-, Passagier- und Frachtebene voneinander. Um Eisenbahn- und Flugverkehr zu verbinden und im Krieg Flugzeugee zu produzieren wird ein Tunnel bis unter die Abfertigungshalle getrieben. Der Scheitel des Rollfeldes wird von einer konkaven Bebauung, dem Flughafengebäude, umschlossen, das sich in drei Großformen gliedert. Das halbkreisförmige Verwaltungsgebäude, die zentrale Abfertigungshalle und die gebogene Flugsteighalle.


"Die Mutter aller Flughäfen"

Verwaltung, Terminal und Flugsteighalle

Flugsteig und Vorfeld, zeitlos und schön

Rohrleitungskellergänge

Keller für Energie-, Wasser- und Heizungsanlagen

Eisenbahntunnel unter der Abfertigung

Das Rollfeld hat eine fast elyptische Form und passt sich so genau der umgebenden Bebauung ein. Der Flughafen erstreckt sich nun über eine Gesamtfläche von ca. 4 km², wovon 147.500 m² überbaut sind. Das befestigte Hallenvorfeld nimmt 671.400 m² ein. Zudem soll das Areal auch zur Abhaltung von pompösen Flugveranstaltungen genutzt werden. Dazu sind auf dem Dach des Flugsteiges riesige Tribünen und ein eine Million Zuschauer fassender Erdwall vorgesehen, zu deren Bau es aber nicht mehr kommt. Der Grundgedanke nationalsozialistischer Architektur ist, Gebäude zu errichten, die ein Jahtausend überdauern können, damit auch noch in ferner Zukunft Zeichen von Germania, der geplanten Welthauptstadt, und damit Hitlers Regieme vorhanden seien. Die Fertigstellung des Flughafens Tempelhof ist für 1939 geplant, doch der Verlauf des 2. Weltkrieges verhindert dies und 1942 stellt man eine weitere Bebauung ein. Die Gebäude werden teilweise zu Kriegszwecken genutzt. Der Flugverkehr wird in dieser Zeit auf dem Terminal von 1923 abgewickelt.


Flugsteig vom Vorfeld gesehen

Reichsadler

In den oberen Etagen fehlt teilweise die Wandverkleidung noch heute

Während des Luftkrieges gegen Deutschland bleibt der Flughafen weitgehends von Fliegerbomben verschont, da die Alliierten das Areal im Zuge der Besatzung strategisch nutzen wollen. Der Flughafen Tempelhof verfügt über ein eigenes Wasserwerk, zwei Notheizwerke und ein 4,5 km langes Rohrkanalsystem für Heizung, Kalt-, Warm- und Abwasser. 1938 werden bereits zwei Luftschutzräume im dritten Untergeschoss gebaut. Der Archiv- und ein Personenbunker sind von einer 2,5 Meter dicken Betonglocke ummantelt und bieten Flughafenpersonal und Bürger Berlins über viele Kriegsmonate Unterschlupf. In dieser Zeit entstehen Zeichnungen im Stile Wilhelm Buschs an den Wänden. Am 28./29. April 1945 besetzen Verbände der Roten Armee den Flughafen. Ein Versuch, den versteckten und schwer gesicherten Archivbunker zu öffnen um zahlreiche geheime Akten und Fotos zu bekommen, misslingt. Daraufhin wurde versucht die Tür mit Sprengstoff zu öffnen, aber es bricht ein Feuer aus, was mehrere Tage wütete und trotz großen Anstrengungen nicht gelöscht werden konnte. Das gesamte Material wurde ein Opfer der Flammen.
Kurze Zeit später übernehmen amerikanische Einheiten das Kommando. Tempelhof wird für militärische Zwecke der US Air Force beschlagnahmt. Es findet kein ziviler Luftverkehr mehr statt.

Zeittafel "Berliner Luftbrücke":
1948:
23.02.-22.06.:
Erste Phase der Londoner Sechs-Mächte-Konferenz (Westmächte+Benelux-Länder). Es wird empfohlen, in Westdeutschland ein föderatives Regierungssystem zu errichten und die drei westlichen Besatzungszonen am Marschallplan und an der Ruhrkontrolle zu beteiligen.
20.03.:
Die sowjetische Delegation verlässt den Alliierten Kontrollrat und kündigt am 30. 03. sowjetische Kontrollmaßnahmen auf Autobahnen und Eisenbahnstrecken zwischen Berlin und den westlichen Besatzungszonen zum 01. April an. Die USA und Großbritannien entschließen sich zum 01.04. den Personen- und Güterverkehr nach Berlin vorläufig einzustellen.
05. bis 08.04.:.
Über eine "Baby-Luftbrücke" wird die Versorgung des Militärs in Berlin aufrechterhalten.
16.04.:
Die drei Besatzungszonen werden in den Marshall-Plan einbezogen.
20.04.:
Zweite Phase der Sechs-Mächte-Konferenz in London: Die westdeutschen Ministerpräsidenten sollen vom Militär ermächtigt werden, eine verfassungsgebende Versammlung einzuberufen. Deutsche Währungsfachleute arbeiten nach Anweisung der Alliierten an der technischen Vorbereitung der Währungsreform mit.
16.06.:
Die sowjetische Delegation verlässt die Alliierte Kommandatur. Zwei Tage später wird die Währungsreform in den Westzonen verkündet. Eine Vier-Mächte-Besprechung über eine gemeinsame Währungsreform in Berlin wird am 22. 06. abgebrochen.
23.06.:
Die sowjetische Stadtkommandatur erlässt mit dem Befehl 111 an den amtierenden Oberbürgermeister Berlins eine eigene Währungsreform in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und in Groß-Berlin. Mit einem Gegenbefehl erklären die Westmächte den Befehl 111 für die Westsektoren Berlins für ungültig.
23. und 24.06:
Auf der Warschauer Konferenz unter Führung der Sowjetunion werden die Westmächte der Spaltung Deutschlands beschuldigt. Man fordert unter anderem die Kontrolle des Ruhrgebietes unter sowjetischer Beteiligung und eine vorläufige gesamtdeutsche Regierung aus demokratischen Parteien und Organisationen.
24.06.:
Großblockate durch sowjetische Behörden. Personen- und Güterverkehr von und nach Berlin sowie die Stromlieferungen für Westberlin sind unterbrochen. Zum 25. Juni führen die drei westlichen Stadtkommandanten die Deutsche Mark der "Bank Deutscher Länder" neben der Ostmark als gesetzliche Zahlungsmittel in Westberlin ein. Die amerikanische und britische Militärregierung ordnen die Einstellung des Güterverkehrs aus ihren Zonen in die sowjetische Besatzungszone an.(Beginn der "Gegenblockade"). Bereits einen Tag später bringen Militärflugzeuge erste Lebensmittel nach Berlin.
28.06.:
US-Präsident Truman entscheidet, in Berlin bleiben zu wollen, ohne jegliche Provokation, aber unter Nutzung lokaler und diplomatischer Mittel.
08.07.: Mit dem 8. Juli beginnt offiziell die Luftbrücke für Westberlin. Kohlenmangel zwingt zu Einschränkung des öffentlichen Verkehrs in West-Berlin.
20.07.:
Das Angebot der UdSSR, die Versorgung auch für West-Berlin zu übernehmen und eine Abstimmung mit den Lebensmittelkarten durchzuführen, werden kaum angenommen. Nur knapp 22000 West-Berliner lassen sich im Ostsektor eintragen. Auf dem Vorschlag von General Clay, die Blockade mit einem bewaffneten Konvoi zu durchbrechen, lehnt Präsident Truman ab.
04.08.: Baubeginn eines Flughafens in Tegel.
01.11.: West-Berliner erhalten täglich 400gr Brot, 50gr Nährmittel, 40gr Fleisch, 30gr Fett, 40gr Zucker, 400gr Kartoffeln und 5gr Käse. Diese Zuteilungen sind etwa gleich mit denen im Ostsektor.

1949:
20.03.:
Die D-Mark wird alleiniges Zahlungsmittel in West-Berlin.
11.04.:
Ein Luftbrücken-Rekordtag mit fast 13000t Fracht (Osterparade).
12.05.:
Aufhebung der Blockade nach 322 Tagen; Rückkehr zum Status quo ante.
14.08.:
Wahlen zum Ersten Deutschen Bundestag
30.09.:
Ende der Luftbrücke.
07.10.:
Gründung der DDR
Literatur: Udo Wetzlaugk, Berliner Blockade und Luftbrücke 1948/49, 1998


Landung auf Blechplattenbelag

Hochbetrieb beim Entladen

Luftparade

Zuschauer

Blockadeende 30.09. 1949

Luftaufnahme

Tempelhof am 07.05. 1971

Einweihung des Luftbrückendenkmals

Luftbrückendenkmal

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