Royal Air Force-Basis und Verkehrsflughafen: Laarbruch-Weeze
Bereits in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde hier am Niederrhein direkt an der deutsch-niederländischen Grenze Luftfahrtgeschichte, wenn auch im regionalen Maßstab geschrieben. In der Nähe des heutigen Petrusheims errichteten Luftsportler ein Segelfluggelände unter Ausnutzung einer knapp 20 m hohen Böschung in Richtung Nordwest. Bis 1945 geschah dies anfangs unter der Regie des DLV, später des NSFK.Die Landebahn wurde in einer Länge von 1.080 m mit Stahllochplatten belegt, daneben existierte eine Notlandebahn und im Winkel dazu eine 900 m lange Graspiste für Transportflugzeuge. Mitte März wurden britische und kanadische Einheiten der 2.ATAF, ausgerüstet mit „Spitfire XVI LF“ und „Typhoon 1B“ von holländischen Basen nach hier verlegt und griffen in die Bodenkämpfe ein. Der Platz erhielt die Bezeichnung „B.100 Goch“, obwohl diese Stadt 15 km entfernt war, der neue Platz sich aber unmittelbar an die Gemeinde Weeze anschloß. Goch war allerdings als Hauptumschlagplatz für die bevorstehende Operation weitaus bekannter. Das sollte in der späteren Geschichtsschreibung immer wieder zu Irrtümern bei der Standortbestimmung führen. Die Dimensionierung von B.100 war auf die Aufnahme von bis zu zwei Geschwadern (Wings) ausgerichtet. Die Unterbringung des Personals erfolgte in Zelten, die Versorgung geschah mittels Flugzeugen des Typs „Dakota“ und mit Kraftfahrzeugen. Für den Nachtflugbetrieb war eine mobile Befeuerung installiert. Für die medizinische Versorgung der zahlreichen Verwundeten war ein Feldlazarett (52 Mobile Field Hospital 52 MFH) entfaltet, welches auch über eine eigene Transportkapazität mit Flugzeugen des Typs „Handley Page Sparrow“ verfügte. Von Anfang an wurden mit „Taylorcraft Auster“ Nahaufklärung und Artillerieleitung für die Bodentruppen durchgeführt. Die nahzu totale Luftherrschaft begünstigte natürlich den Einsatz der alliierten Fliegerkräfte. Mit dem weiteren Vorrücken der alliierten Bodentruppen nach der erfolgreichen Rheinüberquerung in Richtung Ruhrgebiet und Norddeutschland verlegten dann auch die von B.100 aus operierenden Verbände im Lauf des Monats April nach Achmer (B.110), Diepholz (B.114) und Reinsehlen (B.154). Die Natur eroberte das Gelände zurück, kaum erinnerte etwas an die kurzzeitige Nutzung – bis in die letzten Monate des Jahres 1953 sollte dies so bleiben. Mit der Verschärfung des Kalten Krieges entschieden sich die Alliierten, in Westdeutschland für einen Ausbau ihres militärischen Stützpunktsystems. Den Briten fiel dabei die Rolle zu, vor allem im Rheinland entsprechende Kapazitäten, darunter auch Militärflugplätze zu errichten.


Das jährliche Flugplatfest mit musikalischer Unterstützung

Die Canberra, ein zweistrahliger Höhenaufklärer  

Eine Hunter 17 vor dem Flugplatz-Tower

Die Hunter 17 war ein zweistrahliger Höhenaufklärer
Die Wahl fiel dabei auf Wildenrath, Brüggen und Weeze. Erneut wurde aber nicht der letztere Ortsname für die neue Airbase gewählt, sondern man orientierte sich an der Bezeichnung des Waldstücks, in welchem die Bauarbeiten vor allem mit deutschen Arbeitskräften und Firmen Ende 1953 begannen. Nach den politischen Veränderungen am Anfang der 90er Jahre fasste die britische Regierung den Beschluß, auch hier schrittweise die Militärpräsenz zu reduzieren. Zuerst traf es Gütersloh und Wildenrath, etwas später auch Brüggen und als letzten Standort Laarbruch. Im Mai 1999 verließen die letzten fliegenden Einheiten den Platz, im November erfolgte die endgültige Übergabe an die deutsche Seite. Der Abzug der Briten war ein schwerer Schlag für die regionale Wirtschaft und konnte auch nicht durch eine Petition der Gemeinde an das britische Unterhaus aufgehalten werden. Etwa 150 Briten fanden aber hier nach Beendigung ihrer Dienstzeit ihren neuen Lebensmittelpunkt, nicht selten auch durch neue familiäre Bindungen in Form deutsch-britischer Partnerschaften. Im November 1954 wurde der militärische Flugbetrieb aufgenommen, anfangs auch mit hier stationierten Einheiten der niederländischen Luftwaffe (RNLAF). Waren hier anfangs drei Staffeln stationiert, so waren dies nach einer Modernisierungsphase am Anfang der 80er Jahre vier Staffeln. Die hier eingesetzten Flugzeugtypen fungierten mit ihren Versionen in der Erdkampf- und der Aufklärungsrolle. In einem streng abgeschirmten Bereich der Basis waren anfangs unter US-Kontrolle stehende taktische atomare Abwurfwaffen gelagert. Auf der BAB 57 wurde für Laarbruch ein heute noch sichtbarer Highway-Strip zwischen den Anschlußstellen Alpen und Sonsbeck ausgebaut. RAF Brüggen und RAF Laarbruch waren die am besten ausgerüsteten britischen Airbasen in Deutschland. Fliegendes und technisches Personal war sowohl bei der Befreiung Kuwaits als auch im Krieg gegen den Irak im Einsatz. Während der Zeit des Kalten Krieges waren hier bis zu 2.200 britische Soldaten stationiert, zusätzlich arbeiteten auch ca. 400 deutsche und niederländische Zivilbeschäftigte auf dieser Basis. Unter Berücksichtigung der Familien der Militärangehörigen wohnten hier und in den umliegenden Ortschaften bis zu 6.000 Briten. Zahlreiche Kontakte zum benachbarten Weeze sowie nach Goch, Uedem und Kevelaer förderten schrittweise nach 1954 den engen Zusammenhalt zwischen Militär und Bevölkerung, Dies dokumentierte sich in der Verleihung des Ehrenrechts „Freedom of the Town“ an die britische Garnison am 13. Juli 1974, erstmals außerhalb der Grenzen des britischen Königreichs und damit auch erstmalig in Deutschland. Einen Ausweg aus dem wirtschaftlichen Einbruch am Standort fanden die kommunalen Entscheidungsträger darin, die zivile Nutzung der Anlage ins Auge zu fassen. Nach einer zwei Jahre dauernden Findungsphase erwarb ein niederländischer Investor mit Unterstützung des Bundes, des Landes NRW (beide zogen sich bald darauf zurück) und des Kreises Kleve die gesamte Anlage. Nach einem zwei Jahre dauernden Umbau konnte am 1. Mai 2003 der zivile Flugbetrieb durch die irische Low-cost-Airline „Ryanair“ aufgenommen werden, vorerst mit Boeing 737 nach Zielen in Großbritannien. Im Herbst folgte die niederländische „VBird“ mit dem Typ „Airbus A320“ nach mehreren europäischen Zielen. Diese Airline ging aber bereits ein Jahr später wieder in Konkurs. Nach Höhen und Tiefen in den folgenden Jahren, nach Zuzug und Rückzug anderer Airlines, vor allem auch ausgelöst durch gerichtliche Entscheidungen zur flugrechtlichen Genehmigung für Weeze, stabilisierte sich mit der endgültigen Betriebsgenehmigung der Betrieb. Ryanair ist derzeit die einzige am Platz fliegende Gesellschaft. Mit zur Zeit ca. 2 Millionen abgefertigten Passagieren hat sich dieses Niveau inzwischen stabilisiert, sichert aber nicht ausreichend einen wirtschaftlichen Flugbetrieb. Gründe sind u. a. die deutschen Flugsteuer, die relativ niedrigen Konjunktur in den Niederlanden und die nicht ausreichende Anzahl von Flugzeugen bei Ryanair. Die deutsche Flugsteuer, seit Jahren in den Niederlanden wieder abgeschafft, führt dazu, dass niederländische Passagiere inzwischen Maastricht und Einhoven nutzen. Die noch 2013 hier neun stationierten Maschinen der Fluggesellschaft sind in diesem Jahr auf sechs reduziert worden. Ryanair versicherte, dass mit dem ab Ende des Jahres 2014 beginnenden Zulauf von ca. 140 Maschinen des Typs Boeing 737-800 die Zahl der Flugzeuge und der derzeit über 40 Destinationen nach Europa und Afrika ab 2015 wieder erhöht wird. Des weiteren wäre darüber hinaus auch die Gewinnung weiterer Gesellschaften bzw. auch eine im Gespräch befindliche Kooperation mit den Flughäfen Düsseldorf und Amsterdam-Schiphol notwendig für eine wirtschaftliche Konsolidierung.

Übersicht der von 1954 bis 1999 auf RAF Laarbruch stationierten Flugzeugtypen: Canberra PR.3 / 7 / B(I)8 / T.4
Meteor FR.9 / PR.10 / NF 11
F-84E / RF-84F / RT-33 / T-6 (RNLAF)
Javelin FAW.5
Buccaneer S.2B
Phantom FGR.2
Hunter T.7B
Jaguar GR.1A / T.2
Tornado GR.1/GR.1A
Harrier GR.7 / T.10
Chinook HC.2
Puma HC.1
Gazelle HT.3

Postanschrift und Adresse für die Navigationsanlage:
Royal Air Force Museum
Laarbruch Weeze e. V.
Flughafenring 6
D-47652 Weeze
Internet: >www.laarbruch-museum.net<
Öffnungszeiten: Mai bis September Mi bis So von 14.00-17.00 Uhr Oktober/November und März/April Fr bis So von 14.00-17.00 Uhr Gruppen nach Vereinbarung auch außerhalb dieser Öffnungszeiten, Voranmeldung bitte unter 02837-95301 oder 0178-1356324 Winterpause: Mitte Dezember bis Ende Februar Eintrittspreise: Erwachsene € 2,00 Kinder bis einschließlich 14 Jahre haben freien Eintritt

Dr. Bernd-Rüdiger Ahlbrecht